Clawhunter hat geschrieben: ↑19. Apr 2025, 12:24
es gibt wenige Spiele, die ich im dreistelligen Stundenbereich gespielt habe und die trotzdem beim Gedanken daran ein "mäh"-Gefühl hervorrufen.
Geht mir in dem Sinne auch so, als dass ich es niemals noch einmal vollständig spielen würde.
Damals aber, als ich meine Xbox 360 neu hatte, war Oblivion das "Wow, Next Gen"-Erlebnis für mich. Ich weiß nicht, welches Spiel ich zuerst durchgespielt habe, Oblivion oder Kameo, aber ich weiß noch, wie mir die Kinnlade zu Boden fiel, als ich das Tutorialdungeon verlassen habe und draußen der Blick bis zum Horizont ging und alles so hübsch dabei war. Dabei hatte die Xbox 360-Fassung ein massives Problem mit der Sichtweite, der Detailgrad nahm schnell rapide ab. Meines Erachtens fiel es trotzdem nicht so doll in den bewaldeten und grasbewachsenen Gegenden auf, weil immer noch genug Pflanzen vor einem waren, um den Blick nicht völlig offen auf die blanken Bodentexturen zu bieten, aber im Gebirge war es auch nach damaligen Empfinden echt schlimm. Da war man quasi permanent von Texturen umgeben, die eine Gen vorher schon nicht hübsch gewesen wären.
Aber egal, die Weite und Freiheit haben über all das hinweggetäuscht. All die NPCs, all die Ortschaften, es war einfach toll. Und eben das nicht voll durchgescriptete Gameplay. Wenn in der Hauptquest die Obliviontore eingeführt werden, rettet man ja den einen Soldaten, der einen dann bis zum Sturm auf die belagerte Stadt begleitet. In meinem ersten Durchgang bemerkte ich am Ende der Quest, dass er nicht mehr da ist, dann habe ich aktiv nach ihm gesucht und fand ihn am Eingang zur Stadt mit Pfeilen in der Brust an einer Mauer lehnen. Da ich auch ein Freund sich nicht auflösender Leichen bin, war das Spiel eh ein gefundenes Fressen für mich.. Ich bin die ganze Stadt mehrmals abgelaufen und habe mir angesehen, wie Monster und Soldaten durcheinandergelegen haben und mich wie ein Kullerkeks darüber gefreut, dass die eben auch wirklich vorher miteinander gekämpft haben. So viele Soldaten auf der eigenen Seite waren es dabei ja gar nicht, aber trotzdem fand ich das toll.
In einem zweiten Durchgang hielt dieser Soldat übrigens bis zum Ende der Schlacht durch.
Aber das Spiel war halt auch in vielen Dingen kaputt. Ich weiß noch, wie ich mich zum Meisterschleicher gemacht habe, indem ich mir in einem belebten Gasthaus mehrmals ein Zimmer gemietet habe, dort über der voll besetzten Gaststube in den Schleichmodus ging und einfach gegen die Wand gelaufen bin. Die Werte gingen hoch wie irre, weil ich erfolgreich so dicht an vielen Figuren geschlichen bin. Da war man schnell so gut im Schleichen, dass man das bei echten Gegnern in in voller Rüstung machen konnte.
Das Levelscaling betrachte ich im Grundsatz als kein Problem, aber es wäre schon besser gewesen, wenn dadurch stärkere Wölfe in der Oberwelt auftauchen und nicht immer diese absurden Fantasymonster.
Was mich auch genervt hat, ist, dass die Obliviontore auch nach Ende der Hauptquest weiter aufploppen. Da sie sich auf das Lightning in ihrer Umgebung auswirkten, machte es die Reiseatmosphäre kaputt. Deshalb bin ich nie daran gegangen, das Spiel komplett lösen zu wollen. Das, und das ich eine GIldenquest nicht beenden konnte, weil der eine wichtige NPC irgendwann in den Boden gefallen ist, offenbar nicht ins bodenlose fiel sondern direkt unter dem Boden stand, trotzdem konnte ich ihn nicht ansprechen und den Questgegenstand überreichen. Und ich fand seine Position überhaupt nur sicher, weil ihn ein Räuber überfallen wollte (eventuell Teil der Quest) und permanent um einen Punkt im Boden gekreist ist.
Außerdem war der Questmarker viel zu genau, besonders spürbar, wenn man in der Hauptquest eine geheime Höhle suchen soll, aber nicht suchen muss, da der Questmarker auf den Meter genau war.
Und dann der Teil der Hauptquest, wo man einen Hinweis in einem Buch finden soll, aber nicht kann, weil das Geheimnis in einem Satz steht, der sich ergibt, wenn man den ersten Buchstaben jeder Seite nacheinander liest, was in der deutschen Übersetzung aber nicht so ist. Zum Glück findet es ja die eine Gelehrte für einen raus, wenn man es ein paar Tage nicht selbst tut, so ist das Spiel nicht in dem Sinne broken, dass man ohne Lösung nicht weiterkommt.
Das Spiel macht eigentlich so viel falsch, dass es mir sicher nicht so gut gefallen hätte, wenn es nicht zu Beginn der damaligen Gen als so ziemlich erstes West-RPG gespielt hätte. Aber es ist auch nicht so kaputt, dass ich es zum reinen Grafikblender erklären möchte. Es bietet Stunden guter RPG-Kost. Aber der Vorgänger Morrowind, den ich erst nach Skyrim gespielt habe, war das deutlich bessere Spiel und Skyrim auch. Nur nerven bei Skyrim die Drachen irgendwann so stark wie die Obliviontore. Deswegen sind mir die Fallouts von Bethesda letztlich lieber als die Elder Scrolls, weil die nicht solche permanenten Überbedrohungen in die Welt werfen, die schnell lästige Routine werden.