Die Wirkung von Shadow of the Colossus rührte wohl auch daher, dass es einzigartig war. Es gab kein anderes Spiel wie dieses, und deswegen war die Masse - denn es war ja durchaus ein beachtlicher Verkaufserfolg in seiner Zeit für ein exklusives Konsolenspiel - mehr dazu bereit, mit den gekünstelten Eigenheiten des Entwicklers zu leben als bei Ico, das im Kern ein gewöhnliches Action-Adventure mit Klettern, Rätseln und Kämpfen war, was es halt auch einfach in zugänglicherer Form zu der Zeit wie Sand am Meer gegeben hat. In The Last Guardian haben wir da so einen Hybrid, die Interaktion mit einer großen Kreatur in der Verpackung war relativ neu*, aber der Ablauf ein sehr gewöhnliches Action-Adventure, wobei das so altmodisch
in der frühen PS4-Zeit schon wieder Seltenheitswert hatten.
*Es gab ein paar Jahre vorher natürlich Majin and the Forsaken Kingdom.
Was ich für einen faszinierenden Teilaspekt der Reihe halte: Es gibt ja immer so eine Art KI-Begleiter, in Ico das Mädchen Yorda und in The Last Guardian das Tier (war Trico eigentlich der offizielle Name?) und in Shadow of the Colossus hat die Rolle ein bisschen versteckt das Pferd. Ich sage versteckt, weil Pferde in Spielen ein gewohntes Werkzeug sind, aber Agro funktioniert eben anders als typische Videospielpferde, hat seinen eigenen Kopf. Man steuert die Zügel, nicht Agro. Jeder, der es spielt, merkt, es ist etwas anderes als normal, aber als KI-Begleiter sehen ihn wohl trotzdem die wenigsten.
Ich habe Shadow of the Colossus vor zwei Wochen angespielt, als ich mitbekam, es sei jetzt 20 Jahre alt. Ich bin bis zum dritten Koloss bekommen. Ich hatte keine Speicherkarte drin, sonst hätte ich, glaube ich, weiter gemacht. So ein fantastisches Spiel! Von der ersten Sekunde an war es gleich wieder magisch!
Vor einer Weile, als ich wegen Herdy Gerdy meine PS2 über RGB betrieben habe, hatte ich auch Ico mal kurz drin, die Gelegenheit genutzt, denn das Spiel läuft ja leider nicht über das Komponentenkabel. Das war auch faszinierend aber ich hatte nicht den gleichen Drive, weiterzuspielen. Das lag aber auch daran, dass ich vergaß, den Stock aufzunehmen, und ich in einen Kampf geriet, der quasi unendlich lang erschien. Wahrscheinlich hätte ich mit Engelsgeduld die Gegner besiegen können, aber das zog sich über zwanzig Minuten, als mir einfiel, dass ich den Stock hätte mitnehmen sollen.
Die meisten Spiele würden sicherstellen, dass man wenigstens die erste Waffe zwangsläufig mitnimmt. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube, da krachte zwischenzeitlich eine Brücke ein und wenn ich diesen Kampf irgendwann gewonnen hätte, wäre ich nicht zurückgekommen, um den Stock zu holen. Man kann mit den Fäusten zuschlagen und das hat für die Gegner im Raum mit den Stock gereicht, aber die Lebensenergie der Feinde nimmt danach rapide zu.