Fast vergessen heute! Ich habe übrigens nicht geschaut, ob der alte link heute noch zu etwas führt.
Guybrushh Threepwood vs. Xenoblade Chronicles X
Round 4
Der Spielfortschritt, oder: Blau, blau, blau sind alle meine Items, blau, blau, blau ist alles was ich hab'...
Mit seinem Spielfortschrittssystem stirbt Xenoblade Chronicles X - bisher waren das alles nur kleine Mängel, vielleicht recht viele, aber trotzdem nur kleine Mängel. Sie hätten ein großartiges Spiel nicht versaut - doch Xenoblade Chronicles X ist durch sein Spielfortschrittssystem kein großartiges Spiel, es wird zum genauen Gegenteil.
Okay, ich rudere gleich zurück: So schlimm ist es gar nicht, manche Items sind auch rot!
Alle Missionen basieren im Grunde auf verschieden gewichtete Bestandteile von nach A gehen, um jemanden sprechen zu hören (oder zu lesen, wenn es eine Nebenquest im niederen Teil der Hierarchie ist), nach B gehen, um etwas zu töten oder nach A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y oder Z gehen, um ohne Anhaltspunkte vielleicht hoffentlich blaue Kleckse einzusammeln, die vielleicht hoffentlich das sind, was sie sein sollen. Oder man holt sich die Items aus bestimmten Gegnern (hier kann man wenigstens den Gegnertyp eingrenzen und ist nicht ganz so orientierungslos), oder man muss nach C, um das punktgenau auf der Karte markierte und rot schimmernde Item zu sammeln - wie ich diese Missionen geliebt habe! Sie waren so schnell vorbei!
Was sagt ihr? Ist es nicht bei jedem Rollenspiel so? Nun, ihr habt sicher recht, abgesehen von der fruchtlosen und anhaltspunktlosen Suche in A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y oder Z, das habe ich so bisher nur hier erlebt.
Nein, das wahre Problem des Spiels sind nicht die einzelnen Bestandteile der Missionen und auch nicht die Missionen selbst, abgesehen von den A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y oder Z-Missionen natürlich. Das ganze Drama hängt am System des Spielfortschritts, dieses zähen, unfruchtbaren und frustrierenden Spielfortschrittsystems!
1. Die kommunizierten Voraussetzungen für die Missionen ergeben meistens keinen Sinn. Manche Missionen haben Levelmindestgrenzen, aber in ihr wird man mit einem Endgegner konfrontiert, der auf diesem Mindestlevel erst zu schlagen ist, wenn man mehrmals stirbt und den Schwierigkeitsgrad für diese Mission absenken kann.
Es ist natürlich legitim, dass das Spiel auf dem Mindestlevel herausfordernd ist, aber in Wahrheit ist es wegen der Eigenarten des Kampfsystems unmöglich, die Bosse mit diesem Mindestlevel zu schaffen. Man trifft sie nicht, und der erlittene Schaden ist mit erfolgreichen Heil-QTEs nicht auszugleichen. Die Mindestlevelangabe macht so keinen Sinn!
Es macht auch keinen Sinn, dass es sie manchmal einfach nicht gibt oder Level 1 zum Beispiel für die letzte Mission reichen soll, und es macht keinen Sinn, wenn der Mindestlevel der Hauptmission geringer ist als der Mindestlevel der Harmoniemission, die man abschließen muss, um die Hauptmission angehen zu dürfen. Wer hat diese Angaben zu verantworten? Du hast einfach Mist gebaut, Freundchen!
2. Aber mal angenommen, man steckt jetzt in so einer Mission und sogar mit dem gesenkten Schwierigkeitsgrad sieht man kein Land. Was macht man dann? Grinden – im Idealfall im Rahmen einer interessanteren Nebenmission. Leider darf man die Harmoniemissionen nicht annehmen, wenn eine Hauptmission läuft. Und wenn man in einer Haupt- oder Harmoniemission feststeckt, darf man sie nicht mehr abbrechen. Das kann kuriose Folgen haben, wenn man googelt, findet man den Artikel
„That One Time I Got Stuck For 15 Hours In Xenoblade Chronicles X“ (der Autor mochte das Spiel trotzdem).
Aber es ist einfach frustrierend, wenn man seine Zeit mit den uninteressanteren, niederen Missionen verbringen muss und dabei nicht mal vernünftig Harmonie aufbauen kann, weil in einer laufenden Hauptmission Elma und Lin zwei von drei Charakterslots blockieren – man kann die Grind-Zeit nicht effektiv nutzen.
3. Ach ja, die Harmonie – sie ist eines der größten Hindernisse in der zweiten Spielhälfte. Sie baut sich quälend langsam auf, weil sie vorrangig an Dialogentscheidungen und dem Abschluss von Quests hängt. Als ich einmal nur noch Millimeter in der Anzeige für die nächste Stufe gebraucht habe, habe ich nach jeder abgeschlossenen Mission in die Anzeige geschaut, aber sie ging plötzlich nicht mehr voran. Es waren glaube ich fünf Missionen für diese paar Millimeter des dritten Herzens notwendig. Das erste Herz füllt sich noch immer in Windeseile.
Nervig ist dabei, dass diese wichtige Anzeige im Hud keinen Platz hat und man ein Menü öffnen muss. Bei den kleinen Beschriftungen hätten fünf Herzen locker Platz gefunden und dabei Zeit gespart!
Und so viele spannende Tätigkeiten geben keine Harmoniepunkte – es ist eine Schande. Wenn wenigstens alles, was man zusammen tut, Harmonie brächte, aber man kann die Datensonden eines ganzen Kontinents zusammen installieren, die Figuren mögen sich dadurch kein Stück mehr.
Am Anfang fällt es gar nicht weiter auf, weil Harmonie keine Rolle spielt, aber dann schlägt sie voll zu Buche! Man rekrutiert spät im Spiel, die meisten interessanten Nebenmissionen sind abgeschlossen, einen neuen Gefährten und soll auch hier drei Herzen für die Harmoniemission aufbauen – das ist Wahnsinn! Es gibt kaum noch was Spannendes mit ihm im Schlepptau zu tun!
Wie wäre es denn, wenn die Harmoniemissionen Harmonie aufbauen würden und man wirklich was von ihr hätte, wie bestimmte Harmoniefähigkeiten für den Kampf?
Das Wort Harmonie wird für mich jetzt auf ewig einen negativen Beiklang haben. Wenn ich dereinst als verbitterter, alter Mann auf ein Leben in Disharmonie zurückblicke, werde ich einen bösen Kommentar im Internet verfassen, und dann auf ewig die Augen schließen, ganz alleine. Danke, Xenoblade Chronicles X!
4. Was ich dem Spiel nicht übel nehme, ist, bestimmte Missionen hinter einem gewissen Erforschungsstand der Welt zu verstecken. Es geht in dem Spiel darum, auf der Welt etwas zu finden, Erforschung ist eine logische Fortschrittsmarke. Was ich dem Spiel übel nehme, ist, diese Erforschung nicht weiter zu belohnen. Das Installieren von Datensonden ist eine Beschäftigung, die dem üblichen Grind im Weg steht. Man levelt kaum, man harmoniert nicht – warum kann man die einzelnen Grind-Teile so schlecht miteinander verbinden?
5. Was den Level angeht: Am effektivsten levelt man in diesem RPG, wie in jedem RPG, durch das Besiegen von Gegnern – aber nur, wenn er stärker als man selbst ist. Bis man aber keinen Skell hat, ist das oft praktisch unmöglich, und auch mit Skell lange ein hohes Risiko. Bis kurz vor Schluss, bis man plötzlich einen Level 60-Gegner findet, der schwächer als ein Level 6-Gegner zu sein scheint. Freilich, würde man ihn mit Level 6 gegenübertreten, würde er mit einem Nahkampf-Angriff aus 50 Meter Entfernung die gesamte Gruppe killen, aber man kann es auch nicht ausprobieren, weil man den Bereich erst mit Flugmodul betreten kann. In fast 90 Stunden bin ich bis auf ein hohes 40er-Level gekommen (in den Stunden habe ich freilich nicht nur zu leveln versucht). Den Sprung auf Level 60 habe ich wohl in nicht mal zwei Stunden geschafft. Level 60 ist der Maximallevel. Es hat sich toll angefühlt, so als würde man dem Spiel eins auswischen, wenn man unkompliziert und schnell stärker wird. Es ist aber auch nur ein weiterer Beleg dafür, wie schlecht die Einzelteile des Spiels aufeinander abgestimmt sind. Da finde ich jetzt nämlich, dass es richtig schwer sein sollte, den Maximallevel zu erreiche. Es ist stattdessen die leichteste Aufgabe im Spiel, wenn man die Torturen bis zu einem bestimmten Punkt durchgehalten hat. Da stimmen doch die Verhältnisse einfach nicht!
6. Das B.L.A.D.E.-Level: Harmonie und Erfahrungsstufen sind ja nicht alles im Spiel, man muss auch das B.L.A.D.E.-Level in den Bereichen Mechanik, Archäologie und Biologie verbessern, um alle Sammelitems abarbeiten zu können. Das steht den anderen Bereichen nicht wirklich im Weg, daher ist es wurscht, dass auch hier ein Denkfehler im System ist: Mechanik ist so dermaßen viel wichtiger als der Rest, dass man das zuerst leveln sollte, nein, muss. Sonst kann man kaum Datensonden installieren.
Außerdem ist der letzte Level jeder Kategorie hinter einer kryptischen Nebenmission verborgen, die man entweder durch Zufall oder das Internet löst – weil ich unbedingt alle Datensonden installieren wollte, habe ich Gamefaqs konsultiert. Das mache ich nicht oft, ich bin bis heute stolz, Ecco the Dolphin Defender of the Future ohne Lösung geknackt zu haben. Das ist teilweise auch sehr hinweisarm, beziehungsweise sind die Hinweise so gestaltet, dass man aus ihnen oft nur hinterher schlau wird (wurde in der späteren PS2-Version etwas entschärft). Aber ein Level in Ecco ist klein, das hier ist Open World auf fünf Kontinenten – zu viel für eine Partie „Rate mal mit Rosenthal“.
7. Es gibt immer diesen Moment in vielen Nebenmissionen, in denen man schreien könnte! GANZ BESONDERS WENN ES EINE HARMONIEMISSION IST, DIE MAN NICHT ABBECHEN DARF! Dieser Moment, wenn der Questgeber ein Item will. Oh, Gott, wie niedergeschlagen ich wurde, wenn eine Quest diesen Verlauf nahm! Steckt es in einem Tier, ist ja alles noch halbwegs in Ordnung. In der einen Mission bin ich zwar eine Stunde denselben Fluss rauf und runter geflogen, weil die Droprate kriminell niedrig war – und dabei konnte ich in nichts anderem fortschreiten, weil die nicht abbrechbare Mission vorschrieb, ohne Begleitung zu sein. Das war öde, aber zur Hölle, ich wusste, was ich zu tun hatte! Alle Viecher der Art töten und anschließend eine Schnellreise an den derzeitigen Standort machen, damit sie respawnen und ich sie wieder töten kann. Simpel!
Es ist auch kein Problem, wenn es nur ein einzelnes Exemplar davon auf der Spielwelt gibt, denn dann wird der Standort Millimetergenau angegeben.
Es ist ein riesiges Problem, wenn es ein normales Sammelitem ist. Es gibt ein Kollektikon, aber darin erscheinen Items erst, was logisch und richtig ist, wenn man sie mal gefunden und registriert hat. Aber das Kolletkikon enthält leider keine Information zum Fundort, nur der Kontinent wird eingegrenzt, den kann man aber in der Regel schon der Questbeschreibung entnehmen. Das Kollektikon ist sinnlos! Man kann damit nur Trainingspunkte farmen (ach ja, noch eine Fortschrittskategorie, die ist aber ohne Fehl und Tadel umgesetzt).
Und dann läuft man, und läuft, und läuft und sammelt jeden blauen Klecks auf der Welt ein. Stolpert man zufällig über das gewünschte Item, ist das Klügste, was man tun kann, die Schnellreise anzuwenden und den exakt gleichen Ort wieder abzugrasen, bis der blaue Klecks in der Item-Lotterie wieder der ersehnte blaue Klecks ist. Einmal habe ich so zigmal eine vielleicht zehn Quadratmeter große Insel mit Noppon-Lager in Oblivia abgegrast, bis das auf ihr einmal gefundene Item auch ein zweites Mal aufgetaucht ist (oder drittes und viertes Mal, ich weiß nicht, wie oft ich es für die Mission gebraucht habe). Blaue Kleckse ablaufen, Schnellreise, blaue Kleckse ablaufen, Schnellreise, blaue Kleckse ablaufen – bei der niedrigen Trefferquote ist es unwahrscheinliches Glück, dass ich beim ersten Gang über die Insel überhaupt das erste Mal über das Item gestolpert bin und in der Zeit der ständigen Schnellreisen nicht schon längst vergebens woanders gesucht habe. Mein einziger Anhaltspunkt war der ganze verdammte, weitläufige Kontinent gewesen!
Das ist miserables Spieldesign! Sorry, aber das geht gar nicht! Überhaupt nicht!
Meiner Meinung nach fängt die Mittellosigkeit dieses spielerischen Armutszeugnisses schon dabei an, dass jedes Item ein blauer Klecks ist! Abgesehen von den einmaligen Items, die sind rote Kleckse.
Entschuldigt, aber das ist doch jämmerlich! Wenn ich in Morrowind auf der Xbox, vor drei Konsolengenerationen, eine Open World nach einem bestimmten Pilz abgesucht habe, dann konnte ich gezielt nach Pilzen suchen! PILZEN! Keinen Klecksen! Und sobald ich wusste, wie der Pilz genau aussah, konnte ich alle anderen Pilze ignorieren, weil sie keine Kleckse waren!
Xenoblade Chronicles X und Dragon Age Inquisition sind sich ja meines Erachtens in vielen grundlegenden Prinzipien sehr ähnlich, aber was auch dieses Spiel als zeitgenössischer Konkurrent, viel besser macht: Ein Stein ist ein Stein, ein Kraut ist ein Kraut, ein Pilz ist ein Pilz, absolut nichts ist ein Klecks! Nun, abgesehen von dem einen Gegnertyp, der wie ein Klecks aussieht, aber den soll ich auch nicht einsammeln, und wenn er wie ein Klecks aussieht, dann weil er wie ein Klecks aussieht, und sich bei Berührung nicht als zufälliger Gegnertyp herausstellt.
Oh. Mein. Gott. Ist das Sammelitem-Prinzip von Xenoblade Chronicles X unterirdisch! Das des Vorgängers war im Grunde auch schon unterirdisch, aber vergleicht mal die Kollektikons von einer Region in Xenoblade Chronicles mit einer Region in Xenoblade Chronicles X. Ja, klar, die Regionen in dem einen Spiel sind kleiner als in dem anderen Spiel, aber es sind trotzdem viel weniger. Das Ablaufen blauer Kleckse, also das Itemsuchen in Xenoblade Chronicles, hat nicht wirklich Spaß gemacht, aber es war erträglich, weil das Suchgebiet viel sinnvoller einzugrenzen war und die Erfolgswahrscheinlichkeit in der Regel auch höher war.
Xenoblade Chronicles X ist in der Hinsicht eine Katastrophe! Außerdem bin ich mir sicher, dass verdammt viele dieser Items in diesem Spiel in keiner Nebenmission benutzt werden. In keiner!
Dragon Age Inquisition macht vor, dass auch in genau dieser Spielart von RPG Sammelitems keine Kleckse sein müssen. Man kann sie modellieren und mit Sinn und Verstand in der Welt platzieren. Himmel, mancher hundert Meter über dem Meer schwebende Klecks entpuppt sich als Maschinenteil!
Natürlich, wenn man sie modelliert, dann kann man nicht hunderte verschiedene Items in der Welt verteilen, aber, Monolith Soft, ein wohlgemeinter Rat von mir:
DAS MUSS MAN AUCH GAR NICHT!