Ich möchte mal darauf aufmerksam machen wie sehr der amerikanische Otto-Normal-Bürger finanziell gegängelt wird. Etwaige Statistiken erschrecken mich immer wieder aufs Neue und ich glaube die meisten wissen gar nicht wie gut wir es im Vergleich haben:
- Arztkosten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Arztkosten die Menschen in den Ruin treiben. Wenn man im Krankenhaus war, sind Rechnungen im fünf- oder gar sechsstelligen Bereich sind normal (meistens wenn man sich beschwert, wirds reduziert, aber das muss man sich auch erstmal antun). Ob und wieweit die eigene Versicherung die Kosten übernimmt; genau wie die Höhe der Kosten, ist dann ein bisschen Glückssache (wobei Leute die in Top500-Unternehmen angestellt sind, üblicherweise über ihren Arbeitgeber ne gute Versicherung haben und sich weniger Sorgen machen müssen. Aber halt auch nur solange sie angestellt sind...).
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Studienkosten: Die sind in den letzten 25 Jahren explodiert. Und noch dazu wird man sie nicht mehr los. Nichtmal durch Privatinsolvenz. Ja, genau: Man kann ihnen nicht entkommen; sie bleiben auf ewig angehaftet, es sei denn es gelingt sie abzubezahlen. Der durchschnittliche Studienkostenschuldner hat noch 30k USD Schulden. Das betrifft ca. 45 Mio. US-Bürger. Die Zinslast beträgt zwischen 4 und 14%, d.h. viele zahlen monatlich nur die Zinsen ab.
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Miete/Wohnen: Günstige Wohnungen sind Mangelware (wegen "NIMBY"-Politik gibts auch zu wenige kleine Wohnungen). Es gibt üblicherweise keinen Schutz vor Mieterhöhungen; die Eigentümer erhöhen die Mieten wie sie Bock haben.
More than 60% of Americans are stressed by high housing prices and 39% have skipped meals to afford housing payments, according to an April survey by Clever Real Estate.
The impact of housing affordability is hitting millennials hardest, with 44% saying they’ve missed breakfast, lunch or dinner just to keep a roof over their heads. Half have taken on extra work.
Der Vorteil wenn man mal ein Essen auslässt, ist natürlich dass die Lebensmittel-Inflation einen dann weniger hart trifft! ...
- Lebensmittel: Von 2022 auf 2023 um 11% gestiegen. Aktuell normale Inflation (so 2%), aber das heißt ja dass die Preise trotzdem hoch bleiben. (keine Deflation)
- Versicherungen für Auto, Haus etc. werden auch teurer.
- Kosten für Kreditüberziehungen auf der Kreditkarte liegen so bei 16-20%. Aber wer würde schon seine Kreditkarte überziehen? Wie doof müsste man sein?! Naja, s.o., bei den Kosten gehts manchmal nicht anders.
- Childcare ist übrigens auch sehr teuer. Kostet irgendwie im Schnitt glaub 10% des Einkommens. Naja, Kinder könnte man sich eh nicht leisten also auch egal.
- 2/3 der Middle Class [das sind diejenigen, die zwischen 67% des Median-Einkommens und dem Doppelten des Medians verdienen. Also die meisten.] ist am
strugglen (lt. eigener Aussage) und geht davon aus dass es in ihrem Leben (!) nicht mehr besser wird. Na dann Prost! Ach ne, kostet ja auch Geld, und 3/4 sind dabei genau solche "unnötigen" Ausgaben zu kürzen.
Ich denke die USA schliddern in eine echte Lebenshaltungskostenkrise. Also sind sie natürlich schon, aber als totale Krise wirds erst wahrgenommen wenns auch die Unternehmen - die ja diejenigen sind die die Konsumenten gängeln - trifft (denn: unendlich kann man die Leute nicht schröpfen. Wenn nix mehr da ist, ist nix mehr da). Also sobald halt die Konsumenten nicht mehr die US-Wirtschaft stützen, wirds
das Thema in den USA sein (weil die Medien in erster Linie interessiert, ob die Wirtschaft wächst und das täte sie dann nicht mehr oder halt weniger. Stichwort: Abwärtsspirale). Tippe stark darauf dass es während Trumps neuer Amtszeit passiert. Bin gespannt wie Trump dann darauf reagieren wird; also außer der FED und anderen (wie Immigranten und Demokraten) vorwerfen dass sie schuld sind

(btw hatte Biden in 2022 viele Supportprogramme auslaufen lassen, bspw Childcare-Kostenerlass, Studienkostenrückzahlungsstundung und auch den Schutz davor aus der Wohnung rausgeworfen zu werden wenn man die Miete nicht zahlen kann. Auslaufen lassen, weil ers nicht durch den Kongress gekriegt hätte; seither gings bergab.)
Toll, wollte eigentlich - passend dazu - ne kurze Artereportage posten über die obdachlosen Baby Boomer, aber die ist natürlich schon wieder offline

Da war jemand dabei, dessen Miete irgendwie mal eben von 800 auf 1300 Dollar erhöht wurde, und das konnte die Person sich einfach nicht mehr leisten. Und zack - obdachlos. Ein anderer Obdachloser stritt sich noch mit nem alten Arbeitgeber vor Gericht um seine Pension i.H.v. 2200 USD - tja und solange er diesen Prozess nicht gewinnt, lebt er halt auf der Straße. Zum Glück konnte er in Phoenix in einer Einrichtung für Hilfsbedürftige schlafen. Achso, sein ganzes Vermögen von früher? Hatte er ausgegeben um seiner totkranken Frau zu helfen bis sie halt starb. Trotzdem hat er noch irgendwie ein bisschen Hoffnung ausgestrahlt. Ich wünsche ihm alles Gute.