Unto the End (Multi)

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Zeratul
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Unto the End (Multi)

#1

Beitrag von Zeratul »

Unto the End ist ein Combat Action-Adventure, bei dem ihr einen Mann spielt, der die Wildnis durchstreift um zu seiner Familie zurückzukehren.



Ich habe es jetzt 2, 3 Stunden gespielt und bin sehr zwiegespalten. Es gibt sehr viele gute Ansätze und Ideen, aber die Umsetzung ist teilweise eher mittelmäßig.

Von der ganzen Aufmachung und der Atmosphäre her erinnert Unto the End sehr stark an Limbo. Die Geschichte wird komplett ohne Text oder Sprache erzählt. Die Figuren sprechen entweder in einer Fantasiesprache oder verständigen sich nur durch Gestiken. Das ist prinzipiell schonmal nichts schlechtes und funktioniert den Großteil des Spiels bisher auch, obwohl diese Art des Storytellings imo in den letzten Jahren etwas arg oft verwendet wurde. Allerdings funktioniert es schonmal nicht beim Anfang des Spiels und somit der eigentlichen Motivation des Protagonisten. Dass das Ziel dieses Mannes ist zu seiner Familie zurückzukehren, weiß ich lediglich durch die Aussage des Entwicklers. Denn zu Beginn der Handlung verabschiedet sich der Protagonist von einer Frau und einem Jungen und zieht los. Weshalb ist unklar. Eigentlich würde man ja nun annehmen, dass es seine Familie ist, die er da eben (warum auch immer) verlassen hat. Warum ich mich nun also durch die Wildnis kämpfe und allerlei Gefahren überwinde, ist mir gar nicht klar und das stört die Erfahrung irgendwie.

In Sachen Gameplay geht es einerseits wie auch in Limbo darum einen Weg durch die Welt zu finden und dabei allerlei Gefahren zu entgehen. Seien es nun herabstürzende Felsbrocken in einer Höhle oder konstruierte Fallen. Hinzu kommt hier noch der sehr präsente Aspekt des Kämpfens. Mit Schwert, Dolch und Fackel bewaffnet muss man sich gegen Orc- und Troll-ähnliche Fantasiekreaturen zur Wehr setzen. Das Kampfsystem ist dabei mit hohen und niedrigen Angriffen, Blocken, Ausweichrolle, Angriffsfinten und Schulterstoß/ Bodycheck recht komplex und aufgrund der kurzen Reaktionsfenster auch teilweise bockschwer. Zum Glück gibt es auch die Option das Kampftempo zu verlangsamen, wodurch die Gegner ihre Angriffe länger ankündigen, wovon ich nach etwa 2 Stunden Spielzeit auch Gebrauch gemacht hab, als ich bei einem Kampf gegen zwei Gegner sehr viele Tode gestorben bin.
Das große Problem bei diesen Kämpfen - und auch generell eines der größten Probleme des Spiels - ist dass das Spiel unfassbar dunkel ist. Selbst auf der höchsten Helligkeitsstufe kann man in den Höhlen, in denen ein Großteil des Spiels stattfindet, kaum etwas sehen. Und somit ist es manchmal auch schwer zu erkennen, ob ein Gegner nun einen hohen oder tiefen Angriff ausführen möchte. Da man nach ein bis zwei Treffern das Zeitliche segnet, sorgt das manchmal für relativ viel Frust. Hinzu kommt, dass der Protagonist bei verschiedenen Aktionen, z.B. bei Ausweichrollen oder wenn er getroffen wird, seine Fackel fallen lässt und manchmal auch sein Schwert. Wenn man beides fallen gelassen hat, ist es äußerst schwierig es in den dunklen Höhlen nochmal zu finden, während man gleichzeitig den Angriffen der Gegner entgehen muss.
Aber nicht nur bei den Kämpfen stört die Dunkelheit, sondern auch bei den Fallen und beim Finden von Crafting-Materialien, die man für das Verbessern seiner Ausrüstung oder für die Versorgung von Wunden finden muss. Beides ist häufig schwer zu erkennen, weshalb man an so ziemlich jeder Falle mindestens einmal stirbt und man eigentlich permanent L1 hämmert (den Button zum Aufheben von Items), weil man die Craftingmaterialien nicht erkennt und sie so ziemlich überall liegen könnten.
Auch ärgerlich ist, dass man an manchen Punkten im Spiel zwei Wege zur Auswahl hat und wenn man einen Weg gegangen ist, scheint es keine Möglichkeit zu geben den anderen Weg auch noch zu bestreiten. Das gab es so ähnlich schon bei The Last of Us Part II, wo man manchmal durch eine Tür geht und hinter einem stürzt dann irgendetwas zusammen und somit kann man das vorherige Gebiet nicht mehr weiter erkunden und verpasst eventuell Dinge, die man hat liegen lassen.
Das alles ist wirklich schade, denn im Grunde sind die Ideen für das Kampfsystem, das "Survival-Gameplay" sowie die Fallen großartig. Nur die Umsetzung ist wie bereits eingangs erwähnt mittelmäßig.

Toll hingegen finde ich die Interaktion mit den Fabelwesen, denen man so begegnet. Auch wenn die meisten sofort zur Waffe greifen, gibt es manche, mit denen man auch friedlich interagieren kann. So kann man ihnen beispielsweise Heilkräuter anbieten, um einem ihrer Artgenossen zu helfen und erhält dafür andere Craftingmaterialien oder darf kampflos einen Bereich passieren. Auch hier ist es aber manchmal aufgrund der Dunkelheit schwer zu erkennen, ob ein Monster nun aggressiv ist oder sich auf friedliche Verhandlungen einlassen würde. Das mag zwar realistisch sein, führt aber erneut zu unnötigen Trial and Error Momenten.

Alles in allem ein sehr besonderes Spiel, aber dennoch keines das man zwingend gespielt haben muss, weil dafür die Mängel einfach zu gravierend sind. Mit ein paar kleinen Stellschrauben (Helligkeit!) könnte man da aber bereits einiges verbessern.
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